Sonntag, September 17, 2006

Purzel unter Beschuss

Dass es bei mir im Wohnzimmer jetzt aussieht wie im Kosovo zu seinen besten Zeiten, liegt wahrscheinlich auch nur daran, dass Hr.Pinokkeles, ganz meiner Erwartung zufolge, nicht besonders vernarrt in Purzel den Chilenen ist!

"Wie bitte? Purzel", hörte ich ihn höhnen, kaum dass der arme Punchal seinen "Dritte Welt Rucksack" in dem ihm zugewiesenen Regal verstauen konnte. "Und sowas schimpft sich Chinchilla!" Mißmutig rollte er die stahlblauen Griechenaugen.
"Nicht ganz", murmelte ich schüchtern. Die unsichtbaren Fusseln wollte ich doch auch schon längst wieder mal vom Pulli zupfen. Günstige Gelegenheit!!
"Heißt?"
"Naja...er ist eher...so eine Art...Kätzchen!"

Schon läuft Peavys Kopf knallrot an, soweit man das hinter seinem Fell beurteilen kann. Jedes Gummibot wäre neidisch. Wütendes Gemurmel begleiten ihn unter die Couch. Ich glaube ja es war so etwas allá Gargamel. "Ich hasse diese Katzen!"

Nun wer kann es ihm verüblen, dem hartgesottenen Kaninchen. Irgendwo hat doch auch jeder Mann ein Herz. Und wer sich noch an des Halbgriechen große Verliebtheit erinnern kann, der sollte vielleicht auch wissen, dass es sich hierbei um ein besonders schönes Exemplar einen Perserin gehandelt hat. Also Katze, versteht sich. Nur leider etwas einseitig. Möglicherweise daher der Frust?

Wie auch immer Kommt Zeit, kommt Rat denke ich. Und wenn du dir nicht helfen kannst, dann hilft dir die Gemeinde Wien, habe ich erst neulich auf einem City Light bewundert. Also ruf ich an, beim psychologischen Beratungsdienst. Die nette Dame dort war sehr entgegenkommend und antwortete mit:" Da sind sie hier aber genau richtig!", als ich ihr von meinem Problem mit dem wütenden Kaninchen erzählte, dass grummelnd unter dem Sofa sitz, weil seine Liebe zu einer Perserkatze nicht erwiedert wurde, unser neuer Untermieter aber ein chilenischer Kater ist!

Und während mich die Dame mit beruhigend säuselnder Stimme in ein Gespräch verwickelt, sie machte förmlich den Eindruck sie hat den Drang, koste es was es wolle, an unserem Telefonat festhalten, hatte sich Hr. Pinokkeles auch schon des Pistazienschalenvorrats unter dem Sitzmöbel bemächtigt, um dem Kater damit zu Leibe zu rücken.

"Schwing die Hufe Mutz Mutz! Chile liegt westlich", rief er herrisch und ließ eine Nussschale nach der anderen mit tödlicher Präzesion auf Punchals rotem Wollknäuelkopf landen. Der wiederrum, so viel, wenn auch negative, Aufmerksamkeit nicht gewohnt, wurde ganz unruhig und begann seine, doch nicht unscharfen Krallen, an meinem Sofa zu wetzen. Dies bestand übrigens aus rotem Leder.

"Hören sie meine Liebe", versuchte ich nun der Telefonistin zu erklären. "Hase und Kater verwandeln das Wohnzimmer gerade in ein Krisengebiet und besonders beunruhigt mich, dass das Kaninchen soeben die Bestecklade entdeckt hat!"
"Bleiben sie jetzt ganz ruhig", kam da prompt die Antwort. "Hilfe ist unterwegs!"

Fasziniert von der Vorstellung, dass sicher in wenigen Minuten ein spezielles Polizeieinsatzkommando zu meiner Errettung herbeieilen würde, war ich dann doch etwas enttäuscht, als nur zwei pickelige Zivildiener vor meiner Türe standen und mich, die einzig Normalgebliebene in dieser DreierWG, in Sicherheitsgewahrsam nehmen wollten.

Dann doch lieber haustierlicher Kleinkrieg!

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