Und wenn das weiße Licht zuckt und ruckelt, fühlst du dich frei und auch ein bisschen abenteuerlich. Ausgezogen um die Welt zu erobern, dem letzten Drachen das Fell abzuziehen und es dir daheim über die Zentralheizung zu tackern. Eine Heldin in schwarz-weißen Ringelstrupfhosen. Die Rauchschwaden, die dir die Luft zum atmen nehmen und Brennen an der Hornhaut verursachen, Nebelschwaden kurz vor der Drachenbehausung. Das schwarze Loch, das die nicht beleuchtete Bühne in den Raum frisst, der verborgenen Eingang der Höhle. Ein Warnschild. Vorsicht, freilaufender Drache.
Noch eine Trophäe, wirklich die Letzte. Ein Vorsatz, ein Entschluss. Nach heute ist Schluss damit. Nach Morgen. Spätestens aber nach nächster Woche. Die Schatzkammer ist voll von unnützen Gegenständen, nein, Erinnerungsstücken. Der Ballast nimmt zu. Der Platz, proportional dazu ab. Keine Zeit für nicht zielgerichtete Zeitvertreiber. Höchstens für einen zwischendurch. Halb neun in Österreich!
Da, dass wutschnaubende Unwesen. Du nimmst Maß an seinem Kopf, er würde sich gut über Billy machen. Das Ikea-Sideboard schreit förmlich nach solch einem Schmuck. Macht Massenmöbel individuell und kostet weniger als ein neuer Anstrich. Locken und braune Augen, passt zu deinem Stil. Höchstens achtundzwanzig Jahre jung, im besten Mannesalter. Wenn du Glück hast Arzt, so einer fehlt dir noch.
Bereit zum Angriff? Also lachen, tanzen und verdammt noch mal so aussehen, als ob man sich bestens amüsiert. Die langen Haare fliegen im Wind um die Wette und die Gliedmaßen räkeln und schütteln sich. Scheinen Musik auszuströmen, sind Musik. Die Zähne zeigen. Die Lippen schürzen, Bauch rein, Po raus. Du bemühst dich, mühst dich ab. Eine Plackerei. Schweiß am Haaransatz. Es wirkt. Angebissen.
Der Drache kommt näher und dein Schwert juckt in der Scheide. Nur nichts übereilen. Sein Vertrauen gewinnen. Du bist die weißgewandete Jungfrau, unschuldig und rein. Trübst kein Wässerchen, denkst nichts Böses. Du bist das Opfer. Sein Opfer. Er wittert und der Geifer steht ihm im Mund, um den Mund herum. Sein Schwanz zuckt und du kannst es fühlen. Meisterin deines Faches. Geblendet kommt er näher. Weiß nicht wo er lang läuft, wo er hin läuft, dass er ins Verderben läuft.
Er spricht mit dir, will dein Vertrauen gewinnen, du erkennst das doppelte Spiel. Spielst es mit. Läst dich treiben, nimmst es an. Die Herausforderung. Gehst darauf ein und mit. Mit, mit ihm in seine Höhle. Das schwarze Loch, tief im Inneren der Erde. Wo es dunkel ist und schlecht riecht. Nach Moder und Verwesung. Du riechst es, riechst schwer, bekommst schwer Luft. Die Luft ist viel zu dünn und erfüllt von dem Schmerz, den dieses Spiel bereitet. Kein lustiges Spiel, nicht unbeschwert. Es gibt immer einen Verlierer, aber du willst es nicht mehr sein. Warst es schon lange nicht mehr.
Der Preis eines ewigen Gewinners liegt in der Ermangelung der Freude am Spiel. Wer sich freut kann sich nicht konzentrieren, du weißt das. Die Gefühle stören hier nur. Erschrecken dich nur. Wer fühlt kann sich auch gleich selbst einen Arm abschneiden. Kann auch gleich freiwillig aus diesem Spiel ausscheiden. Sich selbst rauswerfen. Disqualifizieren.
Du fühlst nichts, aber du erkennst den Moment seiner Schwäche. Ziehst dein Schwert, stößt zu. Hast ihn erlegt, wiedermal. Bist in Gedanken schon im Baumarkt, kaufst Dübel um die Trophäe zu montieren. Wo fällt das Licht am schönsten ein? Die Zigarette danach. Die Siegerzigarette. Du überlegst auf Zigarren umzusteigen.
Es ist nur ein Deal, der perfekte Deal. Das weißt du eigentlich auch. Du weißt soviel. Viel zu viel. Du wärst viel lieber Nichtwisser und erinnerst dich wehmütig zurück an die Zeit in der du das Spiel noch für Ernst genommen hast. Für bare Münze und wahres Leben. In der du gespielt hast, des Spieles wegen und nicht wegen des Gewinnens. Aber mit der Einsicht kommt die Absicht. Du fühlst lieber nichts als Schmerz und wenn du dir selbst das Märchen von der starken Drachentöterin erzählst, tut es weniger weh.
Zuhause betrachtest du deine Auszeichnungen, wie sie da hängen, alle in Reih und Glied. Hätte eine von ihnen derjenige sein können der dir hilft dein Leben neu zu ordnen, damit du es nicht mehr ausschmücken musst mit Kram und Tand. Die Chancen dass es nicht so ist, sind höher als umgekehrt und auch das weißt du. Eigentlich spielst du nicht mehr. Du hast schon verloren.
Mittwoch, Jänner 17, 2007
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