Wenn sich das Raum – Zeitkontinuum dann endlich verschoben hat, und den Blick auf das Innerste der Erde frei gibt, dann erklärt sich ein gewisses Kribbeln im Bauch ganz von selbst. Die Spalte ist tief, eher schon ein Krater, und rote Glut ziert die Wände, so tief hinab wie dein Auge_nblick reicht. Rinnt gleichförmig in kleinen Rinnsalen die Erdkruste hinab, um anzukommen auf der anderen Seite. Ein überraschender Anblick denkst du, und bist erstaunt über diese Verwunderung. Immerhin ist Klimawandel in aller Munde. Ist Eisschmelze auch nicht mehr das was es einmal war. Ist sogar beim ORF schon bekannt, um wie viel schneller sich die Welt jetzt dreht.
Das im Winter die Vögel zwitschern, während sie in der warmen Jännersonne über die Gänseblümchenwiesen streifen. Munter herumhüpfend und jubilierend wie zur Maienhochzeit. Das im Juli der Eishagel die Kornähren fällt. So das sie sich auf verbrannter Erde ausstrecken, wie verwundete Soldaten, sich tod stellen, nicht auffallen wollen. Oder umfallen. Das der Sommer kein Sommer mehr ist, und der Winter kein Winter.
Aber jetzt wo du des Rätsels Lösung gar so nahe bist, wird das Kribbeln immer stärker. Und du überlegst ob es nicht vielleicht an der Wärme liegt, die die Erdspalte abgibt, dass dein Blut ein wenig aufkocht. Wie auch immer, es geht weiter. Muss es auch, den jetzt umzudrehen und dem Erdinneren die Tür vor der Nase zuzuschlagen, wäre nicht nur nicht naseweis, sonder dumm. Im herkömmlichen Sinne. Es gilt Rätsel zu lösen, Wunder zu enthüllen und Antworten zu finden. Allein die Ausrüstung lässt dich zweifeln. Immerhin warst du auf solch einen herzerwärmenden Spaziergang nicht vorbereitet. Du trägst den alten Lodenmantel, wenigstens festes Schuhwerk und ein halb geschmolzenes Snicker mit dir herum und bist nicht sicher ob das alleine ausreichen wird für solch einen abenteuerlichen Ausflug. Doch frisch gekocht ist halb gewonnen und du setzt deinen Weg unerschüttert fort.
An der linken Seite befindet sich eine eng bemessene Wendeltreppe, die in alter Jules Verne Manier immer kleinere Formen annimmt und schließlich mit der Finsternis verschmilz, was dich nicht davon abhält genüsslich deinen Schokoriegel abzuschlecken, bevor er dir unter den Fingern zerschmilzt und pfeifend weiter hinab zu gleiten. Jesus und Maria rufst du innerlich, du wirst bestimmt berühmt werden. Einen Eintrag im Lexikon siehst du schon vor dir, und mit etwas Glück, das Privileg einer neuen Kaffeesorte den Namen geben zu dürfen. Karl – Werner Gold. Oder K.W. Gala. Ganz abgesehen davon, dass alle Geschichtsbücher umgeschrieben werden müssen. Die Weltgeschichte wird soeben neu erfunden. Du heftest dir ein Post - it ans Hirn, bei Rückkehr Papieraktien einkaufen. Vielleicht auch Druckertinte? Der Erfolg wird dein sein. Es wäre auch das erste Mal, dass sich in deinem Leben Glück und Zufall die Hand geben. Da passiert es sogar öfter dass sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Oja, du hast es selbst gesehen. Obwohl du selbst ja mehr der Typ zum Übersehen bist. Hast dich eingefunden in die Nebenrolle im Hauptleben und abgefunden mit dem Durchschnitt deiner eigenen Existenz. Aber dieser Zwischenfall auf dem Weg zur Schule, der mischt die Karten neu. Mal sehen was dir in die Hände fällt.
So schreitest du also die Treppe weiter hinab, das Licht wird düsterer, gleichzeitig nimmt die kribbelnde Hitze zu. Und du beschließt als erste Gegenmaßnahme, den alten Lodenmantel über Bord gehen zu lassen. Besser gesagt befestigst du ihn am Treppengeländer. Das Innere der Erde ist gut gesichert musst du zugeben. An einen grenzenlosen Fall ist nicht zu denken, nicht mal ein Durchfall liegt nahe. Das Geländer ist eng gestrickt. Die Kurven werden mit jeder Runde enger, die Treppe jedoch nicht steiler. Trotzdem dreht es dich schon ein wenig, denn du gehst seit zehn Minuten nach links und noch ist kein Ende in Sicht. Noch am überlegen ob du dich auch deinen Pullovers, den du aufgrund des eisigen Juniregens herausgekramt hattest, entledigen sollst, hörst du plötzlich ein Brummen, das dir durch Mark und Bein fährt.
Mittwoch, Jänner 31, 2007
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