Dienstag, Oktober 03, 2006

Von Lust und Last(er)

Das mir schon wiedermal die Augen tränen, liegt wahrscheinlich auch nur daran, dass die Grenze zwischen Lust und Laster so verschwommen zu erkennen ist. Undefinierbar fast. Kaum mit freiem Auge sichtbar! Man bräuchte schon ein gutes Elektronenmikroskop um die Lust klar in ihre Grenze zu verweisen und sie mit dem scharlachroten Stempel Laster zu verunstalten.

Besonders wenn es sich um das Laster des Zigarettenrauchens handelt. Da steigt der blaue Dunst nicht nur in die Augen, sondern schon mal ganz schnell zu Kopf.

Trinkt man morgens einen frisch gebrauten Segafreddo – Kaffee, denkt man unwillkürlich…Zigarette.
Trinkt man Mittag, nach dem Essen, einen kleinen Espresso, schießt einem unvermittelt das Bildnis eines Glimmstängels durch den Kopf.
Und trinkt man dann abends ein gepflegtes Glas Rotwein, nicht den billigsten versteht sich, ach ich glaube fast, Sie wissen auf was ich hinaus will.

Die Lust am Rauch ist die Belohnung für unsere harte Arbeit, für schwere Stunden, für den langen Tag. Wir entzünden ein kleines Flämmchen Genuss und lecken unsere Wunden an diesem wärmenden Feuer.

Sieht man aber in der U- Bahn eine junge Frau, schlecht gekleidet, ausgewiesen als Entsprungene einer minderbemittelten Schicht, die bereits auf der Rolltreppe hastig im Handtäschchen nestelt, um der Sucht als bald als möglich zu frönen, signalisiert unser Hirn Abscheu. Bemerkt man Mütter mit Kinderwägen, die zwischen Hipp und Nivea Baby fröhlich Rauchkringel in die Luft pusten, denkt man an Verantwortungslosigkeit. Erspäht unser Auge minderjährige Teens, die sich heimlich in einer Ecke zusammenrotten und die verbotene Frucht herum reichen, dann steht uns das Wort Entrüstung, in großen Lettern auf der Stirn geschrieben.

So bin ich aber nicht, schließt man dann selbstgefällig und ist froh drum!

Sich selbst kasteien und sich Alles verbieten, was geldgierige Wissenschaftler in verruchten (oder verrauchten) Laboratorien zu unserer Suchtbefriedigung erfunden haben, kann auch nicht diesen gordischen Frageknoten entwirren. Verschwenderischer Gebrauch macht aus Lust Laster, so halten wir uns an die Umkehrtheorie und hoffen, dass gelegentlicher Einsatz potenzieller Suchtmittel, aus Laster auch wieder Lust entstehen lassen kann.

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