Samstag, Oktober 28, 2006

Murmelspiel




Dass die Taschen meines warmen Wintermantels die nächsten kühlen Monate nicht heil überstehen werden, liegt wahrscheinlich auch nur an den Unmengen an Glasmurmeln die ich ständig mit mir führe. Murmeln stehen für die Erinnerungen in unserem kurzen, oder längerem, Leben, zuminderst in der glitzernden Welt des Peter Pans. Du trägst sie bei dir, nahe am Herzen, lässt sie in deiner Hand hin und her gleiten, hörst ihr aufmunterndes Klicken bei jedem Schritt und wenn es still wird, der Moment passt und gerade kein, aber auch wirklich gar kein Mensch, her sieht, dann holst du sie aus deiner Tasche, um sie im Mondlicht etwas genauer zu betrachten.

Wie viel von dem, was noch in ihnen zu lesen ist, ist auch wirklich passiert? Wie viel real, was Illusion? Hast du wirklich immer schon so unglaublich viele hübsche Murmeln besessen, oder hast du die hässlichen Glasperlen nur unterwegs verloren? Oder verlieren wollen? Und wie schlimm ist es, wenn du nach dem ersten Kassasturz feststellst, dass du nur die schönsten Schätze behalten hast?

Du fragst dich, ob es nicht verwerflich und selbstbetrügerisch ist, all die verlotterten und peinlichen Erinnerungen aussortiert zu haben. Aber tut das nicht jeder? Blickt man nicht stets nur auf die sonnigen Seiten zurück? Und liegt es nicht am Ende nur bei dir, den kleinen Unterschied wahrzunehmen, die Schwelle zu erkennen, zwischen Phantasterei und Realität, zwischen Ideal und Fiktion? Den Schnitt musst du setzten, die Linie ziehen, ob bewusst oder unbewusst. Dich verabschieden, Adieu sagen, zu den Notizzetteln des Lebens, die deine Taschen langsam sprengen. Ob du es willst oder nicht! Also warum nicht absichtlich nur die gut erhaltenen aufbewahren, warum nicht die Rechnungen beiseite lassen?

Wenn du deinen Mantel schließlich niemals mehr tragen kannst, wird es egal sein, was in seinen Taschen versteckt liegt! Warum sich also mit unnötigem Ballast quälen?

Freitag, Oktober 20, 2006

Wahre Helden

Das ich jetzt erst wieder von mir hören lasse, liegt wahrscheinlich auch nur daran, dass ich untertauchen musste. Ich war sozusagen auf der Flucht. Vor der Polizei? Vor dem Gerichtvollzieher? Vor Justitia, diesem blinden Mamording?



Nein, Nein, noch viel schlimmer! Auf der Flucht vor der Angst. Kann man nämlich nach einem langen Nachtdienst endlich müde die Haustüre aufsperren, dann erfreut es dich weniger, wenn man merkt, dass vor dir schon jemand zu Hause war. Obwohl du alleine wohnst. Das Schlafzimmerfenster ausgehoben, die Schubladen herausgezerrt, die Kästen durchwühlt und selbst die Mistkübel auf den Kopf gestellt. Und wozu das Ganze für eine ältere Fotokamera und einen Ring, der eher sentimentalen Wert, als Diebstahlreferenzen aufweisen kann.



Nun man schläft nicht so gut, dieser Zeiten, wenn die Daltons und Panzerknacker da draußen nicht mehr davor zurück schrecken Fenster aufzubrechen, wegen einem Beutewert von ca. 500 Euro. Sind denn nun wirklich Alle verrückt geworden, damit kann man sich doch nicht mal eine gesunde Dosis Heroin kaufen, oder eine Rückfahrkarte nach Polen. Die werden Augen machen, beim nächsten ÖBB-Schalter. Derjenige, der deswegen sein Auto lassen muss, tut mir jetzt schon leid, aber trösten sie sich.



Wenigsten wurde ihrer Unterwäsche nichts zu leide getan.









Donnerstag, Oktober 12, 2006

Vergeben und ...

Das ich im Moment so in mich gehe, liegt bestimmt auch nur daran, dass ich einfach nicht raus kann, aus meiner Haut. Gefangen, zugekleistert und festgehalten. So gerne hätte ich, das Alles schon ganz anders ist, aber in Wirklichkeit ist es doch immer das selbe.

Schon mal darüber nachgedacht warum Dämonen Dämonen heißen?

Weil sie dich immer wieder einhlolen? Weil sie die nie ganz los lassen?

Oder vielleicht weil sie dich in Sicherheit wiegen und erst raus kommen wenn du es am allerwenigsten gebrauchen kannst? Wahrscheinlich!

Vielleicht weil all die Gefühle die du hast, nur die Schönfärberei derer sind, die du wirklich in dir trägst. Du fühlst dich gut, du fühlst dich stark, du fühlst dich schön und auch geliebt...
Aber denkst du nach, nimmst du dir Zeit, setzt du dich alleine hin und gehst in dich, kommst du nie wieder zurück! Denn viel zu viel Grauen ist noch gefangen in deiner Seele und viel zu viel Angst und Gewalt. Hass und Ärger und Wut ...

Doch spricht man drüber? NEIN! Und vielleicht ist das auch gut so, vielleicht trägt auch das dazu bei, dass all dies irgendwann einmal wirklich vergessen ist. Nicht mehr spukt in deinem Hirn, nicht mehr bei jedem Zweifel hoch kommt, dich nicht vor anderen Menschen zurück schrecken lässt. Denn nicht Alle sind gleich, nicht jeden kann man beliebig austauschen. Sie unterscheiden sich in den Nuancen und du merkst, so hoffe ich, dass da Einer ist, der dir nichts böses will. Auch wenn du damit umzugehen verlernt hast!

Also vergessen? Wieder NEIN! Vergessen kann man das niemals, aber vergeben vielleicht! Weil es menschlich ist und weil es zeigt, dass es dir damit wahrscheinlich gar nicht alleine so schlecht geht!

Vielleicht gehen sie dann ganz von selbst weg, die Plagegeister, wenn man nur einmal gelernt hat ihnen mutig in die Augen zu sehen!

Dienstag, Oktober 03, 2006

Von Lust und Last(er)

Das mir schon wiedermal die Augen tränen, liegt wahrscheinlich auch nur daran, dass die Grenze zwischen Lust und Laster so verschwommen zu erkennen ist. Undefinierbar fast. Kaum mit freiem Auge sichtbar! Man bräuchte schon ein gutes Elektronenmikroskop um die Lust klar in ihre Grenze zu verweisen und sie mit dem scharlachroten Stempel Laster zu verunstalten.

Besonders wenn es sich um das Laster des Zigarettenrauchens handelt. Da steigt der blaue Dunst nicht nur in die Augen, sondern schon mal ganz schnell zu Kopf.

Trinkt man morgens einen frisch gebrauten Segafreddo – Kaffee, denkt man unwillkürlich…Zigarette.
Trinkt man Mittag, nach dem Essen, einen kleinen Espresso, schießt einem unvermittelt das Bildnis eines Glimmstängels durch den Kopf.
Und trinkt man dann abends ein gepflegtes Glas Rotwein, nicht den billigsten versteht sich, ach ich glaube fast, Sie wissen auf was ich hinaus will.

Die Lust am Rauch ist die Belohnung für unsere harte Arbeit, für schwere Stunden, für den langen Tag. Wir entzünden ein kleines Flämmchen Genuss und lecken unsere Wunden an diesem wärmenden Feuer.

Sieht man aber in der U- Bahn eine junge Frau, schlecht gekleidet, ausgewiesen als Entsprungene einer minderbemittelten Schicht, die bereits auf der Rolltreppe hastig im Handtäschchen nestelt, um der Sucht als bald als möglich zu frönen, signalisiert unser Hirn Abscheu. Bemerkt man Mütter mit Kinderwägen, die zwischen Hipp und Nivea Baby fröhlich Rauchkringel in die Luft pusten, denkt man an Verantwortungslosigkeit. Erspäht unser Auge minderjährige Teens, die sich heimlich in einer Ecke zusammenrotten und die verbotene Frucht herum reichen, dann steht uns das Wort Entrüstung, in großen Lettern auf der Stirn geschrieben.

So bin ich aber nicht, schließt man dann selbstgefällig und ist froh drum!

Sich selbst kasteien und sich Alles verbieten, was geldgierige Wissenschaftler in verruchten (oder verrauchten) Laboratorien zu unserer Suchtbefriedigung erfunden haben, kann auch nicht diesen gordischen Frageknoten entwirren. Verschwenderischer Gebrauch macht aus Lust Laster, so halten wir uns an die Umkehrtheorie und hoffen, dass gelegentlicher Einsatz potenzieller Suchtmittel, aus Laster auch wieder Lust entstehen lassen kann.

Sonntag, Oktober 01, 2006

Von der Kunst des Glückssternfangens

Das ich nicht mehr, ausgerüstet mit einem schwarzen Fischerschlapphut und einer überdimensionierten Angel mitten im Gefühlsmeer stehe, liegt wahrscheinlich auch nur daran, dass ich einen großen Fang gemacht habe. Einen riesigen Fisch!

So einen, von dem man monatelang zehren kann. So einen der glitzert. So einen der dich richtig satt macht.

Pappsatt!!

Wie lange hab ich mich in der Kunst des Fischens geübt, wie lange ausgeharrt und geduldig gewartet? Wie lange hab ich mit dem eisigen Wasser gehadert. Den Wellengang verflucht, Poseidon einen Esel genannt und aufgehört an Wassernixen zu glauben. Viel zu lange!

Wie lange hab ich mich mit kleinen Fischen zufrieden gegeben, mit solchen die dich trotz Beilage und Salat nicht zufrieden machen können? Wie lange hab ich versucht aus der Beilage eine Hauptspeise zu machen? Fischstäbchen die in deinem Netz zappeln und immer wenn du glaubst, du hast sie endlich für dich, überraschend einen Fluchtversuch starten!

Unterernährt und erfroren stand ich im Chaos dieser Lebenserhaltungsmaßnahmen und schließlich war Alles was ich noch zu Verlangen wagte, ein winziges Flossentier, nur für mich. Oder eine Seezunge. Oder eine Miesmuschel...Man darf nicht wählerisch sein, wenn man Hunger leidet.

Und unvermutet kommt er angerauscht. Wird er angespült. Ein Regenbogenfisch. Ein Seestern, nein viel mehr ein Glücksstern! Springt ganz alleine ins Netzt hinein und fühlt sich dort pudelwohl. Oder goldfischwohl? "Blubbt" dich an und sieht dabei ganz glücklich aus.

Vielleicht kann man Glückssterne gar nicht fangen? Vielleicht muss man wirklich geduldig ausharren bis endlich derjenige an deinem Haken hängt, der es muss. Weil er es anders gar nicht kann. Weil er ohne deine Gesellschaft aufhören würde zu glänzen!

Und hast du einmal Glückstern gegessen, ehrlich, nimmst du niemals mehr ein Fischstäbchen in den Mund!