Samstag, August 19, 2006

Glasklar

Das Menschen nicht in Terrarien leben, liegt wahrscheinlich auch nur daran, dass die Welt nicht von Goldfischen regiert wird, die sich einen Spaß daraus machen, einzelne menschliche Kreaturen, verschiedener Rasse in gläsernen Gefäßen zu halten und sie dabei zu beobachten, wie sie wie blinde Stubenfliegen immer wieder gegen die Scheiben donnern. Nur weil sie es nicht besser wissen!

„Man stelle sich nur mal vor“, sinniert Hr. Pinokkeles philosophisch, währenddessen er genüsslich an einem Tequillawurm mümmelt. „Man stelle sich vor wie Vater und Mutter Fisch relaxt vor dem Unterwasserplasmafernsehgerät schwimmen und im Hintergrund die Fischkopfkinder sich darum balgen wer heute das Menschlein füttern darf!“ Frech legt er die Ohren an und grinst fies. Die blauen Augen blitzen.
„Was wäre das Futtermittel der Wahl“, verlange ich zu erfahren. „Wiener Schnitzel oder etwa gar Fischstäbchen?“
„Du guckst wohl niemals ATV“, begehrt mein halbgriechischer Mitbewohner auf (Womit er auch absolut im Recht ist, das besagt ein kühler Blick meinerseits).
„Frittiertes kommt nicht auf den Tisch, nicht mal auf den unter Wasser, denn du bist was du isst!“ Belehrungen seitens eines weißen Kaninchens zeigen dir, wie tief unten du wirklich angelangt bist.
„Also etwas Grünfutter, frisch von der Seegraszucht“, mutmaße ich weiter und Hr. Pinokkeles nickt zustimmend und zieht gleich darauf mit einem schmatzenden Saugeräusch den Unglückswurm begierig in sein Hasenmäulchen. Da muss selbst ich lachen.

Auf die Thematik kamen wir übrigens nach einem gemeinsamen Spaziergang, vorbei an der Filiale einer großen Bäckereikette. Tatsächlich verhält es sich mit den unwissenden Torten- und Krapfenliebhabern so, dass sie für die vorrübergehenden Passanten in der Auslage sitzen, wie Tiere im Käfig. Sozusagen Schönbrunn für Fortgeschrittene! Und während drinnen ältere Damen in Hut und Ausgehkostüm verzückt der Topfentorte und dem Häferlkaffee frönen, kritisieren draußen Menschen und Kaninchen den Lilastich ihrer Dauerwellenfrisuren. Ungerecht, aber so ist das Leben nun mal!

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