Freitag, August 25, 2006

Maulwurfsymptomatik


Das ich mich jetzt mit den Farben, Tönen und Gerüchen meiner Umwelt etwas überfordert fühle, liegt wahrscheinlich auch nur daran, dass ich mich fühle wie ein Maulwurfbaby, das den Kopf zum ersten Mal in seinem Leben aus der Erde herausgestreckt hat. Alles ist so neu, alles ist so anders. Nicht schlecht, nach dem ersten Kulturschock den man unweigerlich erleben muss, aber anders eben!

Wie die Sonne scheint, wie der Wind raschelt, wie die Bienen im Fliederbusch summen. Das Alles stellt sich mir so drastisch dar, als hätte ich es nie zuvor gesehen. Als ob ich den ersten Tag auf dieser Welt wäre. Bin ich ja auch irgendwie, den ersten Tag meines restlichen Lebens. Meines neuen Lebens. Den ersten von vielen, die hoffentlich noch folgen werden.

Und so strauchle ich staunend zwischen all diesen neuen Dingen und Gefühlen herum, und frage mich, wo ich eigentlich die letzten vier Jahre war. Auf einem anderen Kontinent? Auf einem anderen Planeten? Ein ganz anderer Mensch?

Fange an zu entdecken!

Zu entdecken, was ich alles kann, was ich alles will und was ich alles erreichen kann. Lerne wieder von neuem gehen und laufen und sehe wie weit mich meine Beine tragen können, wenn ich es nur will. Beginne wieder zu sehen wie schön das Leben sein kann, wenn man seinen Kopf hoch trägt und nicht hängen lässt.

Es wird nicht leicht sein, alles wieder aufs Neue kennen zu lernen, aber es wird ein Abenteuer. Auf das ich schon gespannt sein darf!

Samstag, August 19, 2006

Glasklar

Das Menschen nicht in Terrarien leben, liegt wahrscheinlich auch nur daran, dass die Welt nicht von Goldfischen regiert wird, die sich einen Spaß daraus machen, einzelne menschliche Kreaturen, verschiedener Rasse in gläsernen Gefäßen zu halten und sie dabei zu beobachten, wie sie wie blinde Stubenfliegen immer wieder gegen die Scheiben donnern. Nur weil sie es nicht besser wissen!

„Man stelle sich nur mal vor“, sinniert Hr. Pinokkeles philosophisch, währenddessen er genüsslich an einem Tequillawurm mümmelt. „Man stelle sich vor wie Vater und Mutter Fisch relaxt vor dem Unterwasserplasmafernsehgerät schwimmen und im Hintergrund die Fischkopfkinder sich darum balgen wer heute das Menschlein füttern darf!“ Frech legt er die Ohren an und grinst fies. Die blauen Augen blitzen.
„Was wäre das Futtermittel der Wahl“, verlange ich zu erfahren. „Wiener Schnitzel oder etwa gar Fischstäbchen?“
„Du guckst wohl niemals ATV“, begehrt mein halbgriechischer Mitbewohner auf (Womit er auch absolut im Recht ist, das besagt ein kühler Blick meinerseits).
„Frittiertes kommt nicht auf den Tisch, nicht mal auf den unter Wasser, denn du bist was du isst!“ Belehrungen seitens eines weißen Kaninchens zeigen dir, wie tief unten du wirklich angelangt bist.
„Also etwas Grünfutter, frisch von der Seegraszucht“, mutmaße ich weiter und Hr. Pinokkeles nickt zustimmend und zieht gleich darauf mit einem schmatzenden Saugeräusch den Unglückswurm begierig in sein Hasenmäulchen. Da muss selbst ich lachen.

Auf die Thematik kamen wir übrigens nach einem gemeinsamen Spaziergang, vorbei an der Filiale einer großen Bäckereikette. Tatsächlich verhält es sich mit den unwissenden Torten- und Krapfenliebhabern so, dass sie für die vorrübergehenden Passanten in der Auslage sitzen, wie Tiere im Käfig. Sozusagen Schönbrunn für Fortgeschrittene! Und während drinnen ältere Damen in Hut und Ausgehkostüm verzückt der Topfentorte und dem Häferlkaffee frönen, kritisieren draußen Menschen und Kaninchen den Lilastich ihrer Dauerwellenfrisuren. Ungerecht, aber so ist das Leben nun mal!

Fußmüde!

Das mein gesamter Körper nun rebelliert und zwar in Form von Übelkeit, Gänsehaut und Muskelzittern, liegt wahrscheinlich auch nur daran das ich schon so lange am Weg bin. Ich bin ihn gegangen, den Jakobsweg. Das Kreuz hab ich getragen und nun hab ichs mit den Bandscheiben, während ich mit griesgrämiger Miene in Nordspanien herum wandere. Zuminderst in meiner Phantasie.

Hätte mein Gehirn Sohlen würden sie nun brennen. Hätte mein Herz eine Wadenmuskulatur wäre es von Krämpfen gebeutelt. Hätte meine Seele Oberschenkeln würde sie Zittern vor Müdigkeit. Und das Alles von einer Reise die nur in meinem Inneren statt gefunden hat. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes Kopfmüde. So stark das mein drittes Auge Schafe zählt und mein Herz gähnt.

In meinen Gedanken bin ich gepilgert, von A nach B! Über Brücken in luftigen Höhen und durch Täler und Wüsten. Hab ich das alleine geschafft. Nein natürlich nicht. Freunde haben am Wegrand auf mich gewartet und mir nasse Schwämme gereicht, Plastikbecher voll mit dem Quellwasser der Unterstützung und Hilfsbereitschaft die sie für mich übrig haben, auf der langen schizophrenen Wanderung durch mein Liebesleben. Nicht selten bin ich masochistisch zum letzten Etappenziel zurück gekehrt, nur um dann nach Kurzem den schmwerzhaften Weg aufs Neue zu beschreiten. Sie haben den Schweiß von meiner Stirn getupft. Den Angstschweiß!

Angst vor dem Weitergehn sowie vor dem Stehenbleiben.
Angst vor der Rückkehr sowie vor dem Ankommen.

Bin ich jetzt da?

Nein ich denke nicht. Noch lange nicht. Und trotzdem weiß ich eigentlich, dass ich nie wieder ganz an den Anfang zurückkehren kann um das Spiel wieder von Vorne zu beginnen. Ich werde nie wieder über LOS gehen, nie wieder meine paar Hundert Euro beheben. Also gehe ich weiter. Zaghaft, aber ich tue es. Abgebrannt nicht nur im materiellen Sinne, ausgebrannt im herkömmlichen Sinne.

In mir die Hoffnung, dass hinter der Ziellinie der Mensch steht der sich darüber freut das ich endlich angekommen bin. Mit der Panik, dass hinter dem roten Band keine Menschenseele auf mich wartet.

Freitag, August 11, 2006

Zieh eine!

Anziehen, Umziehen, Abziehen...
Zieh eine Karte...
Hoppla, der Tod...

Heißt das jetzt was schlechtes?

In meinem Leben hat ziehen gerade einen ganz unangenehmen Beigeschmack, denn obwohl viele es voraus gesehen und manche es herauf beschwört haben, trifft dich etwas mit dem du zwar lange gerechnet hast, das aber dann doch ganz plötzlich passiert, wie das Auspfeifen der Menschenmasse auf deinem ersten Rockkonzert. Irgendwie hast du ja schon geahnt das deine Musik mit Mistmaden mehr zu tun hat, als mit Ohrwürmern, aber wenn man mit negativen Reaktionen dann doch in solcher Offenheit konfrontiert wird, ist es trotzdem traurig. Weil man sich dann nicht mehr einreden kann, dass man es sich nur eingeredet hat. Mundtod!

Es existiert wirklich, die Ablehnung, das Desinteresse und zwar bestätigt durch einen Auszug, oder Umzug. Nein umziehen tut man gemeinsam, zuminderst wenn man ein Paar ist, ausziehen tut man alleine, um kein Paar mehr zu sein. Also ausziehen tut in diesem Fall der MvK.

Das lässt mich annehmen, dass ich nicht mehr länger Teil eines Paares bin, eines wenn auch disfunktionierenden, so doch bis dato bestehenden Paares. Was macht man in solchen Situationen? Alle Liebesbriefe verbrennen, alle Fotos löschen, die Locke aus dem Medallion nehmen und im Klo runterspülen? Würd ja passen!!

Oder sich erst mal hinsetzten und anfangen zu verdauen, was die längste Zeit schon unangenehm in meinem Magen herumkollert? Und während ich so sitze und eine Zigarette nach der Anderen rauche, in der Hoffnung an einer toxischen Reaktion drauf zu gehen und in Ermangelung des Mutes härtere Drogen zu probieren, höre ich Rascheln zu meinen Füssen. Langsam schlurft ein Poncho über das Linoleum und ein haariger Brocken in Form eines Hasenköpfchens legt sich auf meine Zehen.
"Bleibt mehr Tequilla für uns", murmelt Hr. Pinokkeles und beißt mich aufmunternt in die Großzehe, ganz sanft. "Wir machen heut so richtig einen drauf!"

"Kannst du behalten", bringe ich mühsam hervor, denn Frust saufen, das hat das letzte halbe Jahr mir mehr als eindeutig gezeigt, bringt immer nur neue Probleme. Vollgekotzte Keramiken, ein Minus am Konto und zu guter Letzt noch den schweren Nebel im Gehirn! Dann doch lieber raus und mich auf die Suche machen. Nach mir selbst.

"Ich zieh Leine!"

Freitag, August 04, 2006

Kopfkino

Das ich niemals auch nur einen einzigen klaren Gedanken fassen kann, liegt wahrscheinlich daran, dass es in meinem, hübsch anzusehend, Kopf ständig zugeht wie am Rummel. Die Gedanken kreisen, fließen, sprudeln, sie materialisieren sich in alle Richtungen, sie tun nur eines nie...Stillstehen!

Während manch Einer ab und an für kurze Zeit ins sprichwörtliche Narrenkasterl schaut, habe ich bereits meinen Meldezettel dort abgegeben. Dauerwohnsitz Phantasiewelt. Vielleicht einer der Gründe warum ich lieber Beifahre als selbst fahre, oder lieber zuhöre als selbst spreche, oder auch nichts dagegen habe den ganzen Tag im Bett zu verschlafen. Weil bei mir im Oberstübchen sowieso die Action tobt, die anderen verborgen bleibt und ich primär immer erstmal abgelenkt bin. Von Allem! Ständig schieben sich Erinnerungen, Visionen einer nahen Zukunft oder einfach unbenannte Hirngespinste zwischen mich und das wirkliche Leben. Oder einen Gesprächspartner!

Wer aber nun glaubt zu wissen, dass es mir aufgrund dieser Veranlagung, denn nichts anderes kann der Hang zum Tagträumen sein, als ein hoffentlich bald modifizierbares Mutantengen, dass von einer an die nächste Generation weitervererbt wird, leichter fällt Entscheidungen zu treffen, da ich ja ohnedies stets in Gedanken bin, der irrt. Und zwar gewaltig! Kopf und Bauch im ewigen Konflikt und Traumfetzen die durch die Streitgespräche ziehen, wie Nebelfetzen an einem diesigen Novemebertag (ich weiß kitschig, musste jetzt aber sein), erleichtern die Entscheidungsfindung nicht gerade erheblich. Was bleibt mir also übrig.

MvK...nun was aber wenn gerade dieser der jenige welche ist, der mir Entscheidungen abfordert?

Hr. Pinokkeles...ich bitte sie, haben sie schon mal versucht ein ernsthaftes Gespräch mit einem halbgriechischen Hasen zu führen?

Fr.Mag.S...an und für sich eine gute Idee, wenn sich betreffende Person nicht schon seit einem guten Monat mittels Autostopp im südlichen Europa herumtreiben würde!

Also bitte! Für Ratschläge, Tipps und Tricks wäre ich allen Lesenden sehr verbunden! Ich könnte mich sogar dazu durchringen als Prämie für den entscheidenen Hinweis das Versprechen abzugeben, keine Novembernebelvergleiche mehr aufs Blatt zu vergewaltigen.

Dienstag, August 01, 2006

Irren ist dämlich

Das ich nun schon wieder um eine kleine Kleinigkeit gescheiter bin, verdanke ich den verflochtenen Familienbändern. Labyrinth ist nicht gleich Irrgarten, erfuhr ich heut durch die weise Hand, oder vielmehr Zunge meiner Patentante S. Denn im Gegensatz zum Irrgarten, der über viele Verzweigungen und Sackgassen verfügt, so erklärte sie mir mit ruhiger Stimme, beinhaltet ein Labyrinth alleine einen einzigen verschlungene Pfad der in die selbe Richtung hinein, wie auch hinaus führt.

Wie verhält es sich nun mit dem Irrgarten "Leben"?

Berechtigte Frage!

Wüsste ein jeder Mensch um diesen winzigen Unterschied, vergliche man dann das eigene Leben lieber mit einem Irrgarten oder mit einem Labyrinth?

Wie öde muss es sein das halbe Leben monoton, wenn gleich auch in schöner oder einprägsamer Umgebung, zielstrebig in die eine Richtung zu wandern, nur um dann (padauz wie dies?) nach der Hälfte der auf Erden verbrachten Zeit, sich den ganzen Weg retour mühen zu müssen? Wie wenig Neues würde man entdecken? Was für Überraschungen würden dann in der zweiten Halbzeit für uns bereit stehen? Verbräuchte man all seine Höhepunkte schon in der ersten Lebenshälfte, wie eisern muss man sein um sich in der langweiligen Restzeitspanne nicht selbst an einer Dornenhecke aufzuspießen?

Doch nie soll man den Tag vor dem Abend loben!

Ist es nicht viel zu unsicher sein liebes langes/kurzes Erdenleben lang herum zu irren, ohne Anhaltspunkte, ohne Karte, ohne Kompass, nur um bei jeder Wegbiegung festzustellen, dass sich dahinter schon wieder nicht das vegeblich gesuchte Ziel ist, sondern nur andere Hecken und Kieselwege verbergen? Klar wird manch Einer jetzt einwerfen, No Risk - No Fun! Aber jetzt mal ehrlich, zum Preis am Schluss überhaupt nicht bis zum Ende gekommen zu sein, sondern jahrelang einem vielversprechenden Weg gefolgt zu sein, der sich erst kurz vor dem Tod als eine Sackgasse entpuppt hat, welch Einer würde da nicht zur sicheren Variante flüchten und sein Leben lieber im Labyrinth zubringen. Boring, but safe! Vermutlich übrigens zumeist Engländer! Mutmaße ich jetzt einfach!

Bei mir persönlich bricht da erneut der verkappte Rebell durch. Lieber zehn Minuten ehrlich leben, als fünfzig Jahre langsam sterben. Lieber einmal ein Gefühl voll auskosten, als lebenslänglich an einer Bandbreite von Gefühlen nur knapp vorbeizuspazieren. Also ganz nach dem Motto Trial and Error! Wenn ich nicht wage kann ich auch nciht gewinnen, auch wenn es weh tut eines Tages alles vermeintlich Gewonnene wieder zu verlieren.