Wer sich nicht vorstellen kann, was ich heute in meinem Gärtchen erlebt habe, der möge bitte weiterlesen.
Die Schatten sind schon lang und die Sträucher am Wiesenrand werden zunehmend dunkler. Bald werden sie sich verfärben. Lila, Violett, immer finsterere Mäntel werden sie umlegen, bis sie sich schließlich auch als Schatten in die nächtliche Landschaft einfügen. Noch aber ist es nicht soweit, noch sind die Blumenkelche nicht ganz geschlossen, die Wolken am Himmel von einem zarten Rosa und noch kreisen die Schwalben jubilierend am Himmel.
Wie kleine, dunkle Schmetterlinge sehen sie von der Erde aus, fliegen in undurchschaubaren Zirkeln und zeichnen unsichtbare Muster in das blasse Blau. Einmal hin und einmal her, als hätten sie diese Vorführung wochenlang geübt. Nein, als wären sie zu keinem anderen Zweck auf der Welt, als in der drohenden Dämmerung ihren friedlichen Tanz zum Besten zu geben. Sie fliegen mit dem Aufwind, höher und immer höher, nie geradewegs, immer in Schnörkeln, mal rechts, mal links. Am höchsten Punkt stehen sie, selten, kurz still, nur für den Bruchteil einer Sekunde, so als ob sie die gute Aussicht auskosten wollten.
Das Grillengezirp wird immer lauter, der Himmel nimmt schon sein sanftes Grau an und die Wolken, die eben noch als rosafarbene Zuckerwatte umher strichen, sind längst verflogen. Nur ab und antrübt eine aschige Anhäufung den Abendhimmel, als hätte ein, längst vergessen geglaubter, Riese ihn missbraucht, um die Überbleibsel seiner allabendlichen Zigarette auf ihm abzuladen. Der Kirchturm gibt Signal, die Glocken läuten Neun und als wäre dies das vereinbarte Zeichen, ziehen sich die Schwalben zurück in ihr sicheres Nest. Solide gebaut und gut gerüstet gegen die Gefahren der Nacht.
Schwarz zeichnen sich jetzt die Blätter des Kirschbaumes gegen den Himmel ab. Grashüpfer und Grillen zirpen, schmettern ihr Lied hinaus, auf dass es die ganze Welt hören möge. Ein Nachtfalter sitzt einsam auf einer schlafenden Blume und erfreut sich an dem Spiel.
Sonntag, Juni 17, 2007
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1 Kommentar:
Herrlich beschrieben,
genau so erlebt heute, am 5.8.2008
auf den Elbwiesen in Dresden, bei der Baustelle “Waldschlösschenbrücke“.
Schade, dass es dieses Idyll bald nicht mehr gibt.
erlebt
von Kessy und Gerd
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