Mittwoch, Juni 21, 2006

Unwetter

Der Regenmacher sitzt jetzt unter der roten Ledercouch und sieht ganz und gar harmlos aus. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass halbgriechische Hasen einfach nicht böse dreinschauen können. Nicht nur, dass Hr. Pinokkeles die Sonne scheinen lassen kann, nein er kann auch Stürme, zuminderst der emotionellen Art, entfachen. Diesmal hat er keinen Beschwörungstanz mit Totenköpfen, Fledermäusen oder ähnlichen Untensilien vom Zaun gebrochen, sondern einen monströsen Streit. Und zwar in dem er mir einfach direkt auf die Knöcheln guckte (er kann seinen Kopf nicht anheben) und mir erklärte wie sehr ich in der letzten Zeit gealtert bin. Der Babywahn, welchem ich in letzter Zeit von viel zu vielen Seiten her ausgesetzt war, ist natürlich auch an Hr. Pinokkeles nicht spurlos vorrüber gegangen. Mit seinem tiefblauen Hasenaugen sah er mich an und grunzte: "Die Knöchel liegen vor mir wie ein aufgedunsenes, ungebügeltes Leintuch! Wie kann man Falten und Wassereinlagerungen zur selben Zeit in nur einem Fuß unterbringen! Fr. Marlen du bist ein logistisches Talent." Daraufhin verzog er sich unter das Sofa, weil er den Flip-Flop, der als einziges Kommentar meinerseits gelten sollte, kommen sah.

Was jetzt tun, wenn einem der tierische Untermieter sagt, dass der Zahn der Zeit bereits an deinen Zehen knabbert und es nur eine Frage von Tagen ist, bis der Schimmel des Altseins deinen ganzen Körper überzogen hat. Die moralische Stütze in meinem Leben, nicht Papa Razzi sondern immer noch der Bettelstudent, ist weiterhin krank und blokkiert schon seit mehreren Stunden die Toilette, weswegen er von mir nur mehr liebevoll "Der Mann vom Klo" genannt wird. Von seiner Seite ist also keine Hilfe zu erwarten. Also heraus das schwarze Büchlein und mein Blick bleibt auf Fr.Mag.S. hängen. Auf ihren Titel legt sie Wert, was man ihr nicht übel nimmt, aufgrund der guten Arbeit die sie leistet. Ich bin mir sicher, dass sie einen Abend für mich und meine Sorgen opfern wird.

Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, wie depremierend es sein kann, sich etwas beweisen zu wollen, was nicht mehr nachweisbar ist. In diessem Fall "Jugend".

Also steh ich nun mit Fr.Mag.S. im Lokal unsrer Wahl und wir sind entzückt von der Kundschaft, die meinetwegen noch unter Jugendschutz stehen sollten. Alkohol an Kinder ausschenken, wer macht denn sowas? Begeistert sind wir vorallem auch von der Musikauswahl. Zu Hits aus den 90´ern schwingen wir die ,Krampfadern überzogenen, Beine und entsetze Blicke verfolgen uns. Wir sind der Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, leider nicht aufgrund unseres bezaubernden Aussehens sondern wegen der Skurilität die wir ausstrahlen. Bei Nummern von 50 cent (schreibt man das so??) hingegen geht die Menge total ab. Was ist passiert mit Bands wie "Fettes Brot" oder "Freundeskreis". Man kennt sie heute nicht mehr. Mit hängenden Köpfen beschließt Fr.Mag. gerade autoritär das Gelände zu verlassen, als doch tatsächlich jemand am Nachbartisch aufsteht und...

...uns seinen Sitzplatz anbietet. Die allgemeinen öffentlichen Vekehrsrichtlinien gelten scheinbar neuerdings auch in gut sortierten Nachtclubs. Was soll man dazu noch sagen??

1 Kommentar:

sandra hat gesagt…

sandra-ro.blogspot.com